Samstag, 5. Juli 2008

Brauerei zwei Anläufe mindestens

Café früher Kneipe noch früher Böttcher dann HO dann nix mehr

Buchdruckerei natürlich

Plisseebrennerei jab's ooch

Friseur jewesen wa

Fleischerei mit Blumen und Artillerielöchern

diss war 'ne Furagehandlung (Pferdefutter, wa)

was für 'ne Handlung gewesen

ausgewaschene Fabrik verfallene Apotheke

Günter Kunert SWINEMÜNDER STRASSE

Alte Straße bedeckt mit altem Pflaster
Aus alten Häusern heraus
und daran vorbei gelangten einmal
die alten Bewohner
zu jenem eckigen Schacht da tönten
auch eigene Schritte wie von Verfolgern
Unter dem kurzweiligen Dröhnen
der S-Bahn droben verging
einem Hören und Reden Ein Gang
in das andere Berlin das war
vielmehr das alte geblieben
Wind fuhr hindurch und trieb
nie vergilbende
Polizisten einem in die Augen
Bis der Baumeister aus Moskau sie [...]

Verwunschene alte Straße
Wer sie betritt verfängt sich
im unsichtbaren Netz Jede Bewegung wird
festgehalten Jeder Gedanke
gelesen Denn die alte Straße endet
als Fluch
weil sie in einem Traum anhebt
aus dem die Vernunft kein Erwachen
wagt

Freitag, 13. Juni 2008

der Malermeister von 1932 ...

... hat gute Farbe verwendet, scheint's. Das war in meiner Kindheitsstraße. Zu diesem Haus bin ich immer wieder gegangen. Irgendwann war's dann fein.

hat lange gehalten die Farbe 1


hat lange gehalten die Farbe 2


nur verkommen bis in die 80er gekommen


so was wurde früher mal gebraucht


war mal verboten


aus: Daniela Dahn Kunst und Kohle

sehr passend zu den drei folgenden Bildern und auch zu Nr. 4 (in Köpenick):

"[Es sollen] alle Läden und Werkstätten der zum Kollwitzplatz führenden Husemannstraße zum [doppelt gefeierten 750.] Stadtjubiläum [1987] mit nostalgischem Flair, stilgerechten Aufschriften und vergoldeten Zunftschildern wiederbelebt werden [...]. Wer hier wohnt [...] freut sich auf die neue Altberliner Einkaufsstraße. Andere fürchten, mit so einem modischen Flanierboulevard könne das Elend früheren Arbeiterdaseins verharmlost werden. Aber diese bunte Krämergasse soll schließlich vorrangig heutigem Lebensgefühl entgegenkommen, erst dann dem Geschichtsbild. (Für dieses werden eigens einige Arbeiterstuben mit Utensilien der Jahrhundertwende eingerichtet. Bei allem Bemühen, Verelendung zu veranschaulichen, wirken sie auf mich doch wie die Sammlung eines Antiquitätenliebhabers mit gutem Geschmack.)
Noch vor der Straße ist der Spitzname fertig: Disney-Land.
Den neuen Läden, dem Scherenschleifer, Schuster, Gebrauchtwagenhändler, dem Bilderrahmer und dem Wäscheausbesserer wird es jedenfalls an Kunden nicht fehlen.
Im übrigen sollen nicht nur die Geschäftskassen in der Husemannstraße wieder klingeln. Auch für die hunderte verwitterten und schief heruntergelassenen Rollos in den Nebenstraßen werden wieder andere Zeiten kommen. Die von Kaufhallen verdrängten Krämerläden und von Betrieben, Genossenschaften und Dienstleistungskombinaten ersetzten privaten Handwerker gaben dem Bezirk einst ein ganz anderes Gepräge. Letzte verblichene Wandaufschriften erinnern an Kolonialwarenläden, an Heißmangel, Goldschmied und Lumpenankauf. Diese inzwischen fast wie selbstverständlich zum Straßenbild gehörenden toten Läden sollen nach und nach durch Zulassung von Handwerks- und Gastronomie-Gewerben oder durch Umbau als Wohnraum genutzt werden."

Das Buch erschien 1987 wohl ziemlich zeitgleich in Ost und West.

schon zu DDR-Zeiten fein 1


schon zu DDR-Zeiten fein 2


schon zu DDR-Zeiten fein 3


schon zu DDR-Zeiten fein 4