Freitag, 28. März 2008

DER GOTT DER STADT

Auf einem Häuserblocke sitzt er breit.
Die Winde lagern schwarz um seine Stirn.
Er schaut voll Wut, wo fern in Einsamkeit
Die letzten Häuser in das Land verirrn.

Vom Abend glänzt der rote Bauch dem Baal,
Die großen Städte knien um ihn her.
Der Kirchenglocken ungeheure Zahl
Wogt auf zu ihm aus schwarzer Türme Meer.

Wie Korybanten‑Tanz dröhnt die Musik
Der Millionen durch die Straßen laut.
Der Schlote Rauch, die Wolken der Fabrik
Ziehn auf zu ihm, wie Duft von Weihrauch blaut.

Das Wetter schwält in seinen Augenbrauen.
Der dunkle Abend wird in Nacht betäubt.
Die Stürme flattern, die wie Geier schauen
Von seinem Haupthaar, das im Zorne sträubt.

Er streckt ins Dunkel seine Fleischerfaust.
Er schüttelt sie. Ein Meer von Feuer jagt
Durch eine Straße. Und der Glutqualm braust
Und frißt sie auf, bis spät der Morgen tagt.

Georg Heym (1887-1912)

Gendarmenmarkt - das sagte ein Weltreisender


Gendarmenmarkt - recht hatte er der Schwabe


Sept. 89 - das hielt dann nicht mehr lange


STATT DESSEN WAR DA WAS UNGEHEURES....

"12/11/89

Komm zu dir Gedicht, Berlins Mauer ist offen jetzt.
Wehleid des Wartens, Langweile in Hegels Schmalland
Vorbei das stählerne Schweigen ... Heil Stalin.
[...]
Pech für die Kopffüßler, im Brackwasser abgesackt.
Revolutionsschrott en masse, die Massen genasführt
Im Trott von bankrotten Rotten, was bleibt ein Gebet:
Heiliger Kim Il Sung, Phönix Pjönjangs, bitt für uns."

aus: Durs Grünbein, Von der anderen Seite, Gedichte 1985-1991, S. 143

so wurde es dann ziemlich schnell


so war das schon eine Weile


so war das lange schon